CN: Mord, Gewalt, Trans*feindlichkeit, Queerfeindlichkeit, Suizid, Misgendern
Wenn Du Suizidgedanken hast, sprich bitte mit jemandem darüber!
Du kannst dich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (08 00/1 11 01 11 oder 08 00/1 11 02 22) oder www.telefonseelsorge.de besuchen. Dort gibt es auch die Möglichkeit, mit Seelsorger*innen zu chatten.
Im Folgenden dokumentieren wir den Redebeitrag u.a. von Emma bei der Demo am 20.11.
Wir freuen uns, dass ihr so zahlreich gekommen seid, um mit uns gemeinsam den Opfern trans*feindlicher Gewalt zu gedenken.
Der Trans*gender Day of Rememberance ist ein Tag, um auf trans*feindliche Gewalt aufmerksam zu machen und an deren Opfer zu erinnern. Der Tag ist entstanden nachdem, die afroamerikanische trans* Frau Rita Hester 1998 ermordet wurde und es kaum zu medialer Berichterstattung kam. Das ist kein Einzelfall und auch heute kommt sowas regelmäßig vor.
Wir möchten nun von einigen Opfern trans*feindlicher Gewalt in Deutschland berichten:
Ella, Malte und Jess sind nur drei von vielen. Es gibt noch mehr Personen, die Gewalt erleben mussten, manchmal sind nicht einmal die Namen bekannt, denn Trans*feindlichkeit ist leider ein alltägliches Problem und in Deutschland werden immer noch keine Statistiken zu trans*feindlicher Gewalt erhoben.
Ella zündete sich vor etwas mehr als einem Jahr auf dem Alexanderplatz in Berlin selbst an, weil sie die alltäglichen transfeindlichen Angriffe nicht mehr aushielt. Davor war sie aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität und der damit einhergegangen Verfolgung aus dem Iran geflohen. Doch auch in Deutschland gab es für Ella kein Ende der Gewalt. Sie wurde immer wieder beschimpft, bespuckt und verprügelt. Sogar ihre Wohnung musste sie wechseln, weil ein Nachbar sie immer wieder trans*feindlich angriff. Dazu kam der Kampf mit deutschen Behörden, wegen ihres Asylantrags. Ella wartete mehrere Jahre in stetiger Angst und ihr Asylantrag wurde erst, nachdem sie Widerspruch einlegte, bewilligt. Solange sie keinen Anspruch auf Asyl hatte, hatte Ella auch keinen Anrecht auf eine Krankenversicherung und wurde nur in Notfällen medizinisch versorgt. Sie konnte deshalb nicht mit einer Hormontherapie starten. Selbst nach ihrem Tod war Ella weiterhin trans*feindlicher Gewalt ausgesetzt. Im Internet wurde sich über ihren Tod lustig gemacht und Bilder von ihrem Leichnam wurden aus dem Krankenhaus entwendet und illegal ins Internet gestellt.
Malte verteidigte beim CSD in Münster vor etwa 3 Monaten mehrere Menschen, die als “lesbische Huren” beleidigt wurden, er bat die AggressorInnen aufzuhören. Daraufhin wurde er trans*feindlich beleidigt und niedergeschlagen. Er wurde bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert, wo er eine Woche später seinen Verletzungen erlag. Dies zeigt wieder einmal: trans*- und queerfeindliche Gewalt.
Jess wurde von mehreren Jugendlichen aufgrund ihrer Trans*geschlechtlichkeit brutal niedergeschlagen, getreten und zurückgelassen. Erst später wurde sie gefunden und mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Sie fiel in ein mehrtägiges Koma. In der Polizeimeldung wurde Jess nicht nur misgendert, auch der trans*feindliche Hintergund der Tat wurde verheimlicht.
Im März dieses Jahres hat sich eine trans* Frau im Gefängnis in Hamburg das Leben genommen, da sie in einem Männergefängnis untergebracht wurde. Dort wurde sie gemobbt und immer wieder diskriminiert. Dies führte zu ihrem Suizid. So zählt oft immer noch der Geschlechtseintrag, in welches Gefängnis eine Person kommt. Das ist einer der Gründe, weshalb das Selbstbestimmungsgesetz wichtig wäre.
Das sind nur einige Beispiele für trans*feindliche Gewalt. Es gibt eine hohe Dunkelziffer und viele Gewalttaten über die gar nicht erst berichtet wird. Wir möchten heute an alle Opfer trans*feindlicher Gewalt gedenken. Deshalb wollen wir jetzt eine Schweigeminute einlegen.
Schweigeminute
Auch in Jena sind trans* Menschen jeden Tag Gewalt ausgesetzt. Als die Junge Gemeinde ein Banner für Jess aufgehangen hat, wurde dieses schnell wieder runtergeschnitten. Ebenfalls wurde Ende letzten Jahres ein CSD Banner angezündet. Dies sind nur kleine Dimensionen, aber wir sind trotzdem traurig und wütend darüber, dass es in Jena nicht sicher für trans* Personen ist. Deshalb wollen wir jetzt unsere Demo starten, in Erinnerung an die Opfer und für die Rechte und Selbstbestimmung von trans* Menschen.
Seid laut und kämpferisch!